Wenn Pferde ein Spiegel unserer Seele sind, dann sind Reitställe ein Vergrößerungsglas.
Wer kennt sie nicht die Klischees vom Reitmeister der Kavallerie, über den staubtrockenen Theoretiker, den Miesepeter, den ehrgeizigen Leistungssportler bis hin zur fürsorglichen Krankenschwester?
Manchmal überzogen, aber oft eben nicht. Ähnliche Stereotype machen auch vor den Pferden nicht halt, und da gibt’s die bekannten sturen Böcke, dummen Gäule, lahmen Zossen, hochsensiblen Feuerstühle, bis hin zu feingetunten Turniermaschinen.
Es ließen sich komplette Gesellschaftsstudien in den Reitställen durchführen, denn fast nirgendwo anders findet man so viel Bestätigung für Vorurteile in der Pferdewelt. Wenn Pferde ein Spiegel unserer Seele sind, dann sind Reitställe ein Vergrößerungsglas.
Es gibt grob betrachtet, 3 Grund- Typen von Pferdebesitzern, die jeder für sich eine komplett unterschiedliche Wahrnehmung auf das Pferd und sein Verhalten haben. Natürlich gibt es unzählig viele Mischtypen, aber der Einfachheit halber sollen hier nur die drei Haupttypen erwähnt werden.
Bevorzugte Methode: Dominanz. Motto: „Bursche/Fräulein, mit mir nicht….“Überzeugung: Es ist wichtig, dass das Pferd weiß, wer die Hosen anhat. Schließlich hat man es nicht mit einem Meerschweinchen zu tun, sondern mit einer Masse aus Muskeln und Sehnen von mindestens einer halben Tonne Lebendgewicht. Man muss sehr genau darauf achten, dass einen das Pferd respektiert und dass es niemals gewinnt. Bei der kleinsten Regelübertretung muss das Pferd korrigiert, bzw. bestraft werden. Man muss konsequent sein und darf niemals Schwäche zeigen. Das spüren die Pferde sofort und nutzen das eiskalt aus. Fazit: Je dominanter man auftritt, umso weniger Probleme hat man im täglichen Umgang mit seinem Pferd. Die Pferde dieses Typs sind in der Regel sehr gehorsam bis unterwürfig. Was den meisten jedoch fehlt ist die Entspannung.
Bevorzugte Methode: mütterliche Fürsorge. Motto: „Ruhig Brauner, es passiert dir nichts,…Mutti ist ja da…Überzeugung: Es ist wichtig, dass wir unseren Pferden helfen in ihrer Komfortzone zu bleiben. Das sind wir ihnen schuldig, und sie danken es einem auch. Man muss sie schützen, besonders, wenn sie schon viel Schlimmes erlebt haben. Das funktioniert am Besten, wenn man alle potentiellen Stressauslöser vermeidet und geduldig ist. Regelmäßige Belohnung mit Futter und sanfte verbale Beruhigung sind das Mittel der Wahl. Hilfe von aussen ist immer mit Vorsicht zu genießen. Schließlich weiß niemand ausser uns was unser Pferd wirklich braucht.Fazit: Je geduldiger man ist, umso mehr vertraut einem das Pferd. Die Pferde vom besorgten Typ, sind in vielen Fällen sehr verunsichert und machen oft einen abgeschalteten Eindruck. Manchmal äußert sich ihr Verhalten auch in Dominanz und Aggression. Was ihnen fehlt ist die Klarheit und die Konsequenz.
Bevorzugte Methode: Resignation. Motto: „da lässt sich nichts machen…damit muss ich leben..“Überzeugung: Pferde sind unberechenbar und dominant und wir können froh sein, wenn sie uns überhaupt dulden. Man muss genügsam sein und immer auf einen guten Tag hoffen, an dem es mal läuft. Pferde haben nunmal ihren eigenen Kopf und es ist unmöglich als Nicht-Profi sie zu verstehen. Dafür gibt’s ja Reitlehrer und Trainer. Die kennen sich aus, und denen muss man vertrauen. Die Pferde vom Opfer-Typ sind sehr häufig ängstlich bis dominant. Was auch ihnen am meisten fehlt ist die Klarheit und Sicherheit.
Er ist eine Mischung aus den vorherigen Typen. Ein Mensch, der viel Ruhe in sich hat, emphatisch ist und Konsequenz lebt, aber immer flexibel auf die jeweilige Situation eingehen kann, ohne das Pferd zu überfordern. Im Dunstkreis dieser Menschen entspannen sich die Pferde und gleichzeitig holen sie das Letzte aus sich heraus – nicht weil sie Angst vor Bestrafung haben oder Leckerli bekommen, sondern weil sie spüren, dass da jemand ist, der sie wirklich sieht …
Unsere Pferde können uns nur das zeigen, was wir in ihnen sehen
Wenn wir Pferde haben wollen, die uns vertrauen, müssen wir ihr Wesen intakt lassen. Dazu gehört, dass wir ihnen etwas zutrauen, sie wertschätzen und ihr Potential erkennen. Und das geht nur, wenn wir selber stabil und offen sind. Menschen mit dem Wunsch diese Fähigkeiten zu erlangen, finden oft auf wundersame andere Menschen, die sie auf diesem Weg begleiten …
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